Schatzungsregister 1542

Schatzungsregister der Grafschaft Diez 1542


HHStAW, Abt. 171, Nr. T 379

Titel: Buch der turckischen steuwer jm jare tausent funffhondert viertzigk vnd zwey angefangen


Motivation: Die im Speyerer Reichsabschied 1542 von den Reichsständen bewilligte sog. beharrliche Türkenhilfe sollte über den sog. Gemeinen Pfennig realisiert werden (RA Speyer, § 50), da sich einige Reichsstände immer wieder über ihre ungleichen Anschläge in der Reichsmatrikel beschwert hatten (RA Speyer, § 49).

Der Reichsabschied regelt dann alle weiteren Dinge, die für das oben genannte Schatzungsregister wichtig sind:

  • Jeder soll sein Vermögen selbst schätzen (§ 80)
  • Jeder im Reich, ob von Adel oder nicht, egal welchen Standes, soll von seinem beweglichen und unbeweglichen Vermögen von je 100 fl. Wert ½ fl. und von 1000 fl. Wert 5 fl. entrichten und zwar zunächst für 1542 ganz und im Folgejahr je nach Sachlage ganz oder halb.
  • Ein Gulden soll zu 15 Batzen oder 60 Kreuzer oder 21 Silbergroschen gerechnet werden (§ 51)
  • Wer jedoch nur unter 100 fl. Vermögen hat, soll von je 20 fl. 6 kr. geben und wer unter 20 fl. hat, 4 kr.
    (§ 52).
  • Kleidung, kleine Dinge, Silbergeschirr und unentbehrlicher Hausrat zum täglichen Gebrauch sollen nicht veranschlagt werden (§ 55)
  • Stadtbürger sollen von 1000 fl. Vermögen 5 fl. zahlen, „gemeine Bauersleute“ und Untertanen der Landesherren von 20 fl. Vermögen 6 kr. und unter 20 fl. Vermögen 4 kr. (§ 72)
  • Dienstboten, Knechte und Mägde zahlen von je 100 fl. Dienstgeld ½ fl., und die Dienstboten etc. mit unter 15 fl. Lohn jährlich 1 kr.
  • Der Beitrag zur Türkenhilfe wird am Wohnort des Einzelnen entrichtet (§ 69)
  • Die Zahlung ist durch obrigkeitliche Anordnung der jeweiligen Landesherren anzuordnen (§ 70)
  • Das Schatzungsregister umfasst dabei nur die sog. „Kirchspiele diesseits der Lahn“, also ziemlich genau die Hälfte der Grafschaft, die anderen sog. „Kirchspiele jenseits der Lahn“ oder „Westerwäldischen Kirchspiele“ fehlen. Erstere umfassen die Kirchspiele Lindenholzhausen, Dauborn, Hahnstätten und Flacht und die Dehrner Zent. Es fehlt das Kirchspiel Diez und in den Orten Niederneisen und Flacht des Kirchspiels Flacht wurde wegen der Pest nichts erhoben.

Schatzungstabelle

Kapital Schatzung Kapital Schatzung
< 20 fl. 4 kr. = 1 bz. 125 fl. 37 ½ kr. = ½ fl. 7 ½ kr.
20 fl. 6 kr. 150 fl. 45 kr. = ¾ fl. = 3 Ort
25 fl. 7 ½ kr. 175 fl. 52 ½ kr. = ¾ fl. 7 ½ kr.
30 fl. 9 kr. 200 fl. 60 kr. = 1 fl.
35 fl. 10 ½ kr. 250fl. 1 fl. 15 kr. = 1 ¼ fl.
40 fl. 12 kr. 300 fl. 1 fl. 30 kr. = 1 ½ fl.
45 fl. 13 ½ kr. 350 fl. 1 fl. 45 kr. = 1 ¾ fl.
50 fl. 15 kr. = ¼ fl. = 1 Ort 400 fl. 2 fl.
55 fl. 16 ½ kr. 500 fl. 2 ½ fl.
60 fl. 18 kr. 600 fl. 3 fl.
65 fl. 19 ½ kr. 700 fl. 3 ½ fl.
70 fl. 21 kr. 800 fl. 4 fl.
75 fl. 22 ½ kr. 900 fl. 4 ½ fl.
80 fl. 24 kr. 1000 fl. 5 fl.
85 fl. 25 ½ kr. 1100 fl. 5 ½ fl.
90 fl. 27 kr. 1200 fl. 6 fl.
95 fl. 28 ½ kr. 1300 fl. 6 ½ fl.
100 fl. 30 kr. = ½ fl. = 2 Ort 1400* fl. 7 fl.

*) höchster Vermögenswert im Register


Verteilung des Schatzungskapitals

  • Spalte 2: Anzahl der zahlenden Personen, jeder Item stellt meist einen Haushaltsvorstand dar
  • Spalte 3: Anzahl der Feuerstätten aus der Erhebung von 1532
  • Spalte 4: Summe der geschätzten Vermögenswerte
  • Spalte 5: Anteil der Vermögenswerte der Orte am Gesamtwert des Kirchspiels
  • Spalte 6-8: Schatzungsbeträge in Gulden, Kreuzer und Batzen (1 fl. = 60 kr.)
Ort Items 1532 Vermögen
in fl.
Anteil in % Schatzung
fl. kr. bz.
Eschhofen 26 22 2 564 16,29 13 ½ 7 ½ 5
Mühlen 18 16 4 272 27,15 21 ½ 4
Lindenholzhausen 67 62 8 900 56,56 44 ¾ 2
Σ Kirchspiel Lindenholzhausen 111 100 15 736 100 79 ¾ 11 ½ 7
Dehrn 56 46 5 841 19,64 29 ¾ 9 ½ 3
Dietkirchen 23 19 1 414 4,75 7 ¾ 13 ½ 6
Niedertiefenbach 17 19 1 485 4,99 7 ½ 13 ½
Ahlbach 24 19 2 095 7,04 10 ½ 13 ½
Niederhadamar 55 45 4 915 16,53 25 ¾ 13 ½ 8
Brötzenmühle 1 200 0,67 1 4
Faulbach 3 3 120 0,4 ¾ 14 ½
Niederweyer 8 5 560 1,88 2 ½ 24 1
Offheim 35 28 4 490 15,10 23 ¼ 7 3
Oberweyer 24 23 2 760 9,28 14 4 ½ 1
Malmeneich 5 2 820 2,76 3 ¾ 28
Steinbach 28 26 3 350 11,26 17 4 ½ 3
Kreuch 11 10 1 690 5,68 8 ¾ 12 ½ 2
Σ Dehrner Zent 290 245 29 740 100 154 ½ 12 ½ 27
Eufingen 50 46 6 488 55,16 32 ½ 4 ½
Dauborn 30 25 5 275 44,84 26 ½ 1 ½
Σ Kirchspiel Dauborn 80 71 11 763 100 59 6
Kaltenholzhausen 30 28 3 528 13,72 17 ¾ 8
Netzbach 14 12 2 009 7,81 10 ¼ 1 ½ 1
Hahnstätten 66 42 9 283 36,09 47 7 3
Lohrheim 32 30 4 160 16,17 21 14 3
Schiesheim 14 11 1 825 7,1 9 13 ½ 1
Oberneisen 35 31 4 917 19,12 24 ¾ 6 ½ 1
Σ Kirchspiel Hahnstätten 191 154 25 722 100 130 ¼ 20 ½ 9
Holzheim 24 23 2 954 15 ¼ 8 ½ 5
Niederneisen 18 38 1 584 8 ½ 3 ½ 6
Linter (keine Erhebung wegen Pest) 12
Flacht (keine Erhebung wegen Pest) 33
Σ Kirchspiel Flacht 42 106 4 538 23 ¾ 12 11
Gesamtvolumen 714 87 499 448 ¼ 2 ½ 54


Verteilung des Schatzungskapitals nach Intervallen


Die geschätzten Vermögenswerte liegen überwiegend im Bereich von 20 bis 150 fl., wobei die Dehrner Zent im Bereich von 20 bis 100 fl. überdurchschnittlich hohe Werte ausweist. Vermögenswerte mit 1 000 fl. finden sich je einmal in Dehrn, Kreuch und Holzheim, mit 1 400 fl. einmal in Mühlen (höchster Wert).


Letztes Update: 25. Juli 2016
Ralph Jackmuth